Sonntag, Juni 25, 2006

Ein absurder Abend...

...der ganz gesittet im Max Mueller Bhavan a.k.a. Goethe Insititut begann. Dort wollte ich meine Freundin Shalmali kurz beim Fete de la Musique zu treffen, was das Max Mueller zusammen mit der Alliance Francaise veranstaltet hat. Eigentlich war es sehr nett dort, aber wie das immer so ist – entweder sind 5 Veranstaltungen an einem Tag oder keine - und an diesem Abend war nun eben auch noch das Spiel Deutschland - Schweden.
Ich verliess die Kulturveranstaltung also recht früh, weil ich Fußball schauen wollte und wofür ich mich mit ein paar Deutschen verabredet hatte. Bei den Deutschen zu Hause wurde dann noch mit einem Österreicher, einem Mädel aus Mauritius und einem Inder erstmal Fußball geschaut. Gegen 00 Uhr fiel dann der Entschluss, noch auszugehen – erste Station war ein Club im Keller eines der teuersten Hotels der Stadt. Seltsames Publikum dementsprechend – westliche Hotelgäste, reiche indische Kids, Osho-Leute auf der Suche nach Ablenkung von der Meditation und Party...nicht ganz mein Geschmack, aber Die normalen Discos machen hier zwischen halb eins und zwei zu, unsere setzte uns gegen halb zwei auf die Straße und nach längeren Diskussionen war es beschlossen, noch ins „Kaviar“ zu fahren – der einzige Club, der bis 5 Uhr auf hat, weil angeblich eine Verbindung zum Police Commissioner besteht... Nachdem dann alle einig waren, dass wir tatsächlich noch weiter ziehen und ich auch überredet war, weil ich den längsten Heimweg ins abgelegenste Viertel habe, musste erst noch ewig mit den Rikschafahrern verhandelt werden, die zunächst das 5fache des gerechtfertigten Preises verlangten. Ich hatte schon fast wieder keine Lust mehr, dann ging es aber tatsächlich los – naja, zumindest kurz bis uns ein Polizist anhielt und wir ungefähr 45 Minuten irgendwo in einer uns vollkommen unbekannten unbelebten Strasse in einem vollkommen unbekannten dunklen Viertel standen, der Polizist unglaublich wichtig war und angeblich nur Hindi und Marathi sprach, ein zweiter mit einem Gewehr neben uns patrouillierte. Der Rikschafahrer machte ein sehr beschämtes Gesicht und mit uns redete keiner. Wir versuchten verschieden Methoden, rauszufinden, wo wir sind, was das Problem ist, wie es zu lösen sei.... Die Rikscha mit der zweiten Hälfte der Leute war plötzlich nicht mehr bei uns, wir versuchten sie zu uns zu ordern, wussten ja aber nicht wo wir sind, der Polizist telefonierte dann 10 Minuten mit dem anderen Rikschafahrer, dann die beiden Rikschafahrer miteinander – wir hatten keine Ahnung, was passiert. Dominik und Thomas mit denen ich die Rikscha geteilt hatte, wurden langsam ungehalten, was nicht wirklich hilfreich war, ich war angesichts der absurden Situation eigentlich immer noch ganz amüsiert. Irgendwann stellte sich dann raus, dass wir 500 Rupien an den Polizisten zahlen sollten, weil Dominik angeblich aus der Rikscha rausgehangen wäre und wir halb in der Rik getanzt hätten, weil wir was getrunken hätten – und das war natürlich verboten und gefährlich. Nicht nur, dass wir nicht in der Rik getanzt hatten – das Problem hatte sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund vom Rikschafahrer auf uns verlagert. Dominik wollte nur bezahlen, wenn er den Namen und den Vorgesetzten des Polizisten genannt bekommen hätte, was dieser natürlich verweigerte.
Mittlerweile war es ungefähr 3 Uhr und der Polizist übermittelte uns über einen ploetzlich dazugekommenen, halbwegs des Englisch mächtigen Rikschafahrer, dass er uns festnehmen würde, wenn wir nicht zahlten – oder zumindest Dominik, der seinen Kopf rechtswidrig aus der Rikscha rausgestreckt hatte, um nach der zweiten Rikscha Ausschau zu halten.
Nach einigen weiteren Telefonaten stand die zweite Hälfte der Gruppe dann plötzlich vor uns, ein junger Mann auf einem Roller hielt an und übersetzte für uns ins Marathi. Welch Glück für uns! Das Ergebnis war, dass wir 200 Rupien an den Rikschafahrer zahlen mussten, was ein Drittel mehr als der ausgemachte Fahrtpreis war – dafür fuhr er uns alle direkt nach Hause und der Polizist hatte keine Einwände interessierte sich plötzlich auch nicht mehr für unser Vergehen und unseren Verbleib. Wer da wie mit wem ein Geschaeft machen wollte, war uns dann am Ende nicht ganz klar, aber zumindest hatte das kleine Abenteuer einen guten Ausgang, wir sind um eine Erfahrung mit den indischen Behoeren reicher – und das „Kaviar“ muss an einem anderen Wochenende erkundet werden...

PALKHI!


Am vergangenen Dienstag war Palkhi in Pune. Palkhi ist ein Pilgerzug zu Ehren des Sant Dnyaneshwar mit einer jahrhundertealten Tradition. San Dnyaneshwar lebte von 1275 bis 1295 und schriebt mit 16 Jahren einen Kommentar zur Heiligen Schrift Bhagavad Gita in der Sprache des einfachen Volkes Maharashtras, in Marathi. Mit 20 Jahren betrachtete er seine spirituelle Suche und seine Aufgabe als abgeschlossen und ließ sich lebendig begraben. Seit mehreren hundert Jahren zieht ein Pilgerzug von Alandi, der Stadt Sant Dnyaneshwars, durch Pune und an Sangam vorbei – so wurden auch wir ein Teil der Festlichkeiten. Am erreichten die ersten der ca. 250 000 Pilger unser Viertel, aber erst um die Mittagszeit erreichte uns der Wagen mit den in Silber gegossenen Fußabdrücken des Heiligen, der für einige Stunden Halt im Tempel nebenan machen sollte.















Den Pilgern wird auf ihrem 22tägigen Weg Wasser und Verpflegung angeboten. Nachdem auch wir etwas verteilt hatten, machten wir uns auf zum Tempel, um dem Heiligtum ebenfalls Ehre zu erweisen.



Leider war zunächst kein Durchkommen möglich, so dass wir wie viele andere mit den Pferden vorlieb nehmen mussten, die den Wagen ziehen.

Doch Rohit, der Sohn eines Sangam-Mitarbeiters führte uns dann durch die kleinen Gassen zum Hintereingang des Tempels, zeigte uns den Hauseingang uns unbekannter Leute, in dem wir unsere Schuhe ließen, um dann in die Menschenmassen im Tempel einzutauchen.

Die Priester hatten sich schon gewundert, dass in diesem Jahr keine Ausländer aus Sangam mit im Tempel waren und freuten sich darum umso mehr, als wir schließlich zu ihnen stießen, um mit ihnen zu tanzen und zu singen.


Party-Tempel im wahrsten Sinne!

Freitag, Juni 23, 2006

Teamtraining in Panchgani





Montag, Juni 19, 2006

Ausflug zum Sundhagard-Fort

Ein kleiner Einblick in meinen ersten Ausflug aufs Land... von unten nach oben zu betrachten!

Unsere Gruppe am Ziel: das Fort ganz oben auf dem Plateau des Berges. Die beeindruckenden Ruinen und der atemberaubende Ausblick machten die Muehen wett und ich habe mich auch durch den Handy-Soundtrack der mitwandernden Teenies nicht weiter stoeren lassen. Dafuer war die Landschaft und der Blick doch zu ueberwaeltigend!


Gestartet ist unser Trek dann letztendlich um halb zwoelf - durch die Mittagshitze hindurch ging es dann Stunden steil bergauf und unser anfaengliches Zoegern, das Wasser aus dem Brunnen am Berg zu trinken, war angesichts der Hitze und den Gedanken an den Rueckweg schnell vergessen.





Mein erster Ausflug in die Natur vor einer Woche: Trekking in Sundhagard. Nach fast fuenf Stunden Fahrt erreichten wir das Dorf, in dem wir unseren ersten Chai des Tages tranken und hatten den ersten Ausblick auf unser Ziel - das Plateau ganz oben auf dem Berg!

Montag, Juni 12, 2006

The „Weltmannschaft“

...is how the Germans call the World Cup! Ich lerne hier einiges dazu – auch in Sachen Fußball. Ich hatte ja befürchtet, dass die Weltmeisterschaft vollkommen an mir vorbei gehen würde, aber die Weltmeisterschaft hat Fußball ins öffentliche Interesse gerückt und Cricket auf einen hinteren Platz verdränt. Die Zeitungen sind voll von Spielberichten, Artikeln über die Stadien, Porträts einzelner Spieler und Klatschspalten über die Spielerfrauen und die weiblichen Fans. An Information mangelt es mir also nicht und alle Spiele werden live im Fernsehen übertragen.

Eigentlich wollte ich mich zum Eröffnungsspiel im Goethe Institut mit meiner indischen Freundin Shalmali treffen – die war dann aber doch zu müde und ich fand mich mitten in einer Gruppe deutscher Praktikanten wieder – Daimler, IBM, ein Schraubenfabrikant und ein Krankenhaus sind deren Arbeitsstellen. So schaute ich dann doch mit anderen Deutschen die Eröffnung der Weltmannschaft und trank das Bier, das wir in den Büschen gelagert hatten, aus Pappbechern, damit uns niemand erwischt. Die Inder haben sich mit Tee, Kaffee und Mirinda begnügt, aber die deutsche Zuschauerschaft (außer der Direktorin natürlich) war empört und die ersten Informationen über andere öffentliche Vorführungen wurden gleich gesammelt. Und tatsächlich zeigen einige Clubs, Restaurants und Cinekomplexe alle Spiele auf Großleinwand und im Gegensatz zu Deutschland gibt es hier einheimisches Bier: Kingfisher!

Nach dem Spiel sind wir dann noch in Punes Nachleben eingetaucht – auch das etwas vollkommen neues im Gegensatz zu 2000. Damals gab es eine einzelne Bar, heute eine Vielzahl von Clubs mit unter anderem europäischen Preisen. Barkeeper mit Fliege, die Einrichtung aus Leder und Glas, Scheiben zwischen denen Wasser hinabläuft, kostete der Eintritt ins „LUSH“ umgerechnet 11 Euro – eigentlich eine Unmenge in diesem Land. Das Publikum war dann auch dementsprechend schick, die Mädels in Miniröcken und engen Tops – und als um 2 Uhr das Licht anging, warteten die persönlichen Fahrer vor der Tür. So wie ich als hellhäutige Europäerin auch besser nicht in ähnlich kurzen Kleidung in die Öffentlichkeit gehe, wartete auf mich leider auch kein Fahrer. So musste ich zuerst mit den Rikscha-Fahrern verhandeln, wobei mir die Praktikanten-Jungs von Daimler erfolglos zu helfen versuchten – nachts ist es schwierig einen Fahrer zu finden, der zu einem angemessenen Preis in mein eher abgelegenes Viertel fährt – wenn überhaupt. Eigentlich sollte nachts der Preis bei dem 1 ½-fachen des Tagespreises liegen, ich sollte das 3- bis 4-fache bezahlen. Glücklicherweise fuhr mich einer der Jungs dann mit seinem Roller nach Hause, wobei ich wieder einmal habe ich die Erfahrung gemacht, wie klein die Welt ist – seine Freundin hat in Lüneburg WiSo studiert und kennt meine zwischenzeitlichen Nachfolger im Auslandsamt!

Wie oft habe ich an diesem Abend den Kopf geschüttelt, weil mir alles so surreal erschien, besonders als ich dann wieder in meinem Viertel angekommen war, in dem ich nicht mit Bermudas auf die Straße gehe und die Straßenarbeiter in Zelten auf der Baustelle leben. Das nächste Deutschlandspiel kommt leider erst um 21 Uhr und das ist hier 00.30 Uhr – das werde ich wohl wie die anderen Spiele bisher je nach Zeit und Müdigkeit hier in unserem Wohnzimmer anschauen.

Dienstag, Juni 06, 2006

Mein Zuhause und die Nachbarschaft

Ein Blick in die Nachbarschaft genau gegenueber.
Die Alandi Road direkt vor unserem Tor
Blick aus meinem Fenster in den Innenhof von Sangam - im Hintergrund die Schlafraeume der Gaeste. Im Erdgeschoss darunter liegen mein Buero und das Esszimmer!


Mein Team: ich mit Darashana aus Mumbai, Alexa aus Canada und CL aus USA.

Ein Traum in rosa - da werden Maedchentraeume wahr!













Meine erste Reise von Mumbai nach Pune - mit 30 km/h auf dem Superhighway unterwegs!